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Atomwaffen

Fast achtzig Jahre nach ihrer Entwicklung sind die Risiken, die von Atomwaffen ausgehen, so hoch wie eh und je – und neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Auswirkungen eines Atomkriegs noch schlimmer wären als bisher angenommen.

Es gibt schätzungsweise 13.000 Atomwaffen auf der Welt, die ungleichmäßig auf neun Staaten verteilt sind. Manche von ihnen sind hundertmal potenter als jene, die Hiroshima und Nagasaki zerstörten. Der Einsatz nur einiger hundert von ihnen könnte die Bevölkerung der Erde durch einen nuklearen Winter dezimieren.

Die Risiken von Atomwaffen reichen von nuklearem Terrorismus oder einem „taktischen Nuklearangriff“ auf eine einzelne Stadt, der Millionen von Menschen töten könnte, bis hin zu einem globalen Atomkrieg, der Milliarden von Menschen töten könnte. Es ist wichtig zu erwähnen, dass letzteres in der Vergangenheit mehrfach beinahe geschehen wäre – und zwar aus Versehen. Zahllose Auswirkungen dieser Risiken sind denkbar; viele sind noch unerforscht. Ein Bericht aus dem Jahr 1979 schätzte, dass durch die ersten Explosionen, die Strahlungsschäden, die Unterbrechung des Stromnetzes und andere Faktoren 28-88 % der Amerikaner und 22-50 % der Sowjets sterben würden. Das war, bevor die Gefahr durch nuklearen Winter entdeckt wurde.

In den 1980er Jahren erkannten Forschende, dass ein Atomkrieg riesige Mengen Rauch über den Globus verteilen könnte, was das Sonnenlicht blockieren und Sommer in Winter verwandeln würde. Die Folge wäre ein Massenaussterben, ähnlich wie in der Vergangenheit nach Asteroideneinschlägen oder Supervulkaneruptionen. Die heutigen, ausgefeilteren Klimamodelle zeigen, dass die Forschung der 1980er Jahre diese Auswirkungen unterschätzt hat. Die Modelle zeigen, dass die Temperaturen in mehreren landwirtschaftlichen Kernregionen für mehrere Sommer um 20 °C sinken würden. Auch nach zehn Jahren wäre es in diesen Regionen noch etwa 10 °C kühler. Die Welt, wie wir sie kennen, würde aufgrund von Hunger, Unterkühlung und Epidemien in sich zusammenfallen.

Selbst wenn nur eine Supermacht ihr gesamtes Atomwaffenarsenal gegen die andere einsetzen würde, ohne einen Vergeltungsschlag, würde der nukleare Winter die Selbstzerstörung des angreifenden Landes sicherstellen. Diese Erkenntnis trug dazu bei, die „Nuclear-Freeze-Bewegung“ nach dem Kalten Krieg zu motivieren, die zu einer Reduzierung der weltweiten Atomwaffenbestände um 75 % führte. Doch trotz der im Atomwaffensperrvertrag verankerten Abrüstungsverpflichtung schrumpfen die Fortschritte. Der “nuclear freeze” taut auf.

Die Entwicklung und Herstellung neuer Atomwaffen ist nicht nur für die Abschreckung unnötig, sondern macht sogar einen ungewollten Krieg wahrscheinlicher. Sie ermutigt nicht nur andere Staaten zur Entwicklung von Atomwaffen, sondern verschafft auch Terroristen einen besseren Zugang zu Material zur Anreicherung.

Das FLI spricht sich daher gegen die Entwicklung von Atomwaffen und die dazugehörigen Tests aus. Wir befürworten auch Schritte zur Verringerung des enormen Risikos eines nuklearen Winters: Dazu gehören die Deeskalation angespannter Kriegsszenarien – die in der Vergangenheit unverhältnismäßig oft zu Situationen führten, in denen fast ein Atomkrieg ausgebrochen wäre – und kleinere Schritte wie die Aufhebung der ständigen Alarmbereitschaft für Atomwaffen, die als "hair-trigger alert" bezeichnet wird.

Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen sprechen wir uns auch entschieden gegen Bestrebungen aus, KI-Systeme in die Atomwaffenkontrolle einzubeziehen. Eine solche Einbettung erhöht die Möglichkeit katastrophaler Fehleinschätzungen und Fehler, indem sie die Reaktionszeiten beschleunigt und menschliche Intuition und Zögern ausschließt - und somit Eigenschaften, die in vielen Fällen dazu beigetragen haben, einen Dritten Weltkrieg zu verhindern.

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