Accidental Nuclear War: a Timeline of Close Calls (German)
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VERSEHENTLICHER ATOMKRIEG:
Haarscharf an der Katastrophe vorbei — eine Chronologie
Die verheerendste militärische Bedrohung ist wohl ein Atomkrieg, der nicht mit Absicht, sondern aus Versehen oder durch Fehleinschätzungen begonnen wird. Schon oft ist versehentlich fast ein Atomkrieg ausgebrochen und mit 15.000 Atomwaffen weltweit — tausende davon innerhalb von Minuten abschussbereit — scheint ein Unfall fast unvermeidlich.
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Die oben angeführte Liste ist unangenehm lang, aber sie ist wahrscheinlich nicht einmal vollständig, wenn man bedenkt, dass dies nur die freigegeben amerikanischen Vorfälle sind. Es könnte noch deutlich mehr Vorfälle in den USA gegeben haben, von denen wir nichts wissen und mit Sicherheit kennen wir nicht die Beinahe-Katastrophen der acht anderen Atommächte. Viele Atomexperten fürchten einen Krieg zwischen Indien und Pakistan und wenn einer der beiden versehentlich einen Atomkrieg anfangen würde, könnte der darauf folgende nukleare Winter eine Milliarde Menschen auf der ganzen Welt töten.
Außerdem gibt es Anzeichen, dass der Kalte Krieg wieder anläuft. Die USA und Russland rüsten beide auf, was zu neuen Waffen und neuen Möglichkeiten für Fehler im System führt. Das Risiko eines Atomkriegs wächst und trotz wichtiger Initiativen zur Risikoverminderung ist es nur eine Frage der Zeit, bis unser Glück aufgebraucht ist.
Die Quellen für die meisten Berichte in dieser Chronologie sind die Union of Concerned Scientists, die „Nuclear Files“, Eric Schlossers Buch, Command and Control: Nuclear Weapons, the Damascus Incident, and the Illusion of Safety, oder Mother Jones. Die Berichte wurden frei oder direkt zitiert und sind alle mit der jeweiligen Originalquelle verlinkt.
FLI-Mitglieder über die Beinahe-Katastrophen, die sie am erschreckendsten finden:
Anthony Aguirre: Das verstößt vielleicht gegen die Regeln, aber ich würde sagen, die Konstellation der vielen Vorfälle *um* (und einschließlich) die Kubakrise — das waren so viele!  Das lässt annehmen, (a) dass wenn Spannungen eskalieren, es deutlich wahrscheinlicher wird, dass unglückliche Zufälle usw. sich zu großen Problemen entwickeln (wie bei „Sowjetischer U-Boot-Kapitän …Kubakrise“) und (b) dass wir viel Glück hatten, die Kubakrise zu überstehen. Wir haben keinen Grund zu glauben, dass wir einen ähnlichen Anstieg der Spannungen wieder überstehen würden.
Meia Chita-Tegmark: Ich finde den Vorfall vom 25. Oktober 1962, bei dem ein Bär einen Atomalarm ausgelöst hat, besonders zynisch. Wir Menschen sind so anmaßend, wenn wir uns mit dem Rest des Tierreichs vergleichen. Und trotzdem haben wir unfreiwillig ein System geschaffen, durch das ein einziger Bär unsere Zivilisation gefährden kann.
Ariel Conn: Richard Nixons Depression ist für mich das erschreckendste Ereignis, weil das jederzeit und bei jedem Präsidenten passieren könnte. Es hängt nicht von externen Konflikten mit anderen Ländern ab, sondern von internen, persönlichen Konflikten, von denen der Rest der Welt vielleicht gar nichts weiß. Nun, da wir psychische Gesundheit als immer wichtigeres Thema erkennen, wird es immer deutlicher, dass man niemandem wirklich Atomwaffen anvertrauen kann.
Victoria Krakovna: Für mich steht es unentschieden zwischen dem Archipow und dem Petrow-Vorfall. Und die Depression des Präsidenten ist auch ziemlich erschreckend. Diese Beispiele zeigen, wie viel von den Entscheidungen einer einzigen Person abhängen kann.Â
Janos Kramar: Ich finde, der Jelzin-Vorfall ist am erschreckendsten, einfach, weil ein „Atom-Fußball“ darin vorkam und die Rakete selber eine plausible Flugbahn für einen ersten Angriff mit nuklearem elektromagnetischem Impuls hatte. Aber das hängt zum Teil von meiner Einschätzung ab, dass viele andere dieser Vorfälle nicht zur vollständigen wechselseitig zugesicherten Zerstörung geführt hätten. Wenn ich da falsch liege, erscheint mir der Archipow-Vorfall am erschreckendsten, da zwei von drei Offizieren mit der Nutzung ihrer Waffe einverstanden waren. Das zeigt deutlich, dass wir nicht weit von der Katastrophe entfernt waren. (Nach meiner Rechnung eine Wahrscheinlichkeit von ~25%.)
Richard Mallah: Ich würde sagen der Petrow-Vorfall, weil er sich daran erinnert, dass seine Entscheidung, sich über die offiziellen Prozesse hinwegzusetzen, bei 50/50 lag. Viele andere Leute wären nicht so bedacht gewesen, die Meldung der Technik anzuzweifeln.
Lucas Perry: „Sowjetischer U-Boot-Kapitän entscheidet Abschuss eines nuklearen Torpedos während Kubakrise“ Dies war für mich der erschreckendste Vorfall, da er klarmacht, dass eine kleine Gruppe von Menschen mit ausreichendem Zugriff auf Atomwaffen, sei es aus schlechten Absichten oder weil ihnen wichtige Informationen fehlen, einen Atomkrieg auslösen könnten. Da die Technologie und das Wissen zur Herstellung von Atomwaffen immer weiter verbreitet wird, wächst die Bedrohung eines Atomkriegs, der durch eine kleine Gruppe in irgendeinem politisch instabilen Land ausgelöst wird, stetig.Â
David Stanley: „Kein Kontakt zu 50 Raketen“ Das ist für mich der erschreckendste Vorfall, da er, anders als die anderen Ereignisse zu einem versehentlichen Abschuss von Interkontinentalraketen hätte führen können, und nicht nur zu einem Fehlalarm eines eingehenden Angriffs. Außerdem unterstreicht die Tatsache, dass es erst vor Kurzem passiert ist, dass unsere derzeitigen Schutzmaßnahmen nicht unbedingt sicherer sind als die von vor 50 Jahren.
Max Tegmark: „Sowjetischer U-Boot-Kapitän entscheidet Abschuss eines nuklearen Torpedos während Kubakrise“ Das ist für mich sowohl entsetzlich als auch lehrreich: es zeigt, dass große Risiken durch eine Verkettung vieler einzelner unglücklicher Umstände und Missverständnisse entstehen können, die einzeln keinen Atomkrieg auslösen könnten, aber zusammen einen wahren Sturm entfachen können. Die Tatsache, dass dies über Jahrzehnte geheim blieb, könnte auch bedeuten, dass es neuere erschreckende Vorfälle gibt, von denen wir noch nichts wissen.Â
Die „Union of Concerned Scientists“ hat auch ein Video produziert, das zeigt, wie einfach ein Atomkrieg ausgelöst werden könnte:
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